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Taschenbuch 332 Seiten, ISBN 978-3-934432-04-8
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Der Name WALDEN TWO ist abgeleitet von dem 1854 erschienenen Buch WALDEN des amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau, der zwei Jahre am Walden-See bei Boston allein und unabhängig von der übrigen Welt in einer selbst gebauten Holzhütte lebte, sich dort selbst versorgte, die Natur be-obachtete, sich Gedanken über Gott und die Welt machte und diese später in einem Buch niederschrieb. Skinner erklärte, Thoreaus WALDEN sei ein Experiment mit EINER Person gewesen, WALDEN TWO sei ein Experiment mit MEHREREN Personen, die wie Thoreau ein freies und unabhängiges Leben führen wollen. Thoreau schreibt in WALDEN: »Ein vernünftiger Mann dürfte oft genug in entschiedenem Gegensatz zu den sogenannten „unumstößlichen Gesetzen der menschlichen Gesellschaft“ befinden, wenn er noch un-umstößlicheren Gesetzen gehorcht und so seine Entschlusskraft erprobt, ohne von seinem Weg abzu-weichen. ... Vielmehr sollte er jener Überzeugung treu bleiben - welcher Art sie immer sei - die ihm der Gehorsam seinen inneren Gesetzen gegenüber vorschreibt, Gesetzen, die niemals im Gegensatz zu einer gerechten Regierung stehen werden, sofern er das Glück hat, unter einer solchen zu leben.«
Harry Theodor Master, der WALDEN TWO ins Deutsche übersetzte, las WALDEN TWO erstmals im Alter von 19 Jahren kurz nach Beginn seines Psychologie-Studiums. Er entdeckte darin viele Gedanken wieder, auf die er seit dem Alter von 16 Jahren als Pfadfinder-Leiter in Leiterkursen und durch persönliche Er-fahrung gestoßen war. Seine mit 18 Jahren aufgestellte These, man könne eine Gemeinde, ja sogar einen Staat, genauso leiten wie ein Pfadfinderlager, sah er durch Skinners Roman bestätigt. Mit T. E. Frazier, dem Gründer der Gemeinde WALDEN TWO in Skinners Roman, verbindet ihn eine enge Seelenverwandt-schaft, die sich u.a. in dem einfachen Strohhut widerspiegelt, den Frazier zu Beginn des Romans trägt und der Harrys Markenzeichen zu Beginn seiner 25-jährigen Karriere als Pfadfinder-Leiter war.
Der Erzähler des in Ich-Form geschriebenen Romans ist der Psychologie-Professor Burris. Kurz vor den Semesterferien besucht ihn der Student Rogers; er hat in einer Zeitschrift gelesen, dass ein Psychologe namens T. E. Frazier etwa 100 Meilen entfernt eine Gemeinde namens WALDEN TWO gegründet habe, die nach eigenen Regeln und Gesetzen lebt. Burris, der Frazier flüchtig von früher kennt, ist neugierig geworden; er schreibt Frazier einen Brief und erhält prompt die Antwort, dass er und ein paar seiner Bekannten für ein paar Tage nach WALDEN TWO kommen können, um sich ein Bild von der Gemeinde zu machen. Burris reist daraufhin nach WALDEN TWO, wobei ihn fünf Personen begleiten: Rogers, dessen Verlobte Barbara, ein Freund von Rogers namens Steve, dessen Verlobte Mary und der Philosophie-Professor Augustin Castle, der sich im Verlauf des Romans zu einem scharfen Kritiker Fraziers entwickelt.
Die Besucher erfahren von Frazier, dass die Gründer von WALDEN TWO einige Pleite gegangene Farmen aufgekauft und auf dem Grundstück mehrere Gebäude errichtet haben. Dort leben etwa 1000 Menschen weitgehend unabhängig von der Außenwelt nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Den Gemeinde-Mitgliedern gehört alles gemeinsam. Statt Geld erhalten die Mitglieder von WALDEN TWO Arbeitspunkte, wobei schwere und unattraktive Arbeiten mehr Punkte bringen als leichte und attraktive Arbeiten. Die Kinder der Gemeinde werden von allen gemeinsam erzogen, so dass auch Menschen, die keine leiblichen Kinder haben, trotzdem die Rolle von Vater oder Mutter ausüben können. Erziehungsmittel ist die von Skinner experimentell erforschte Positive Verhaltensverstärkung, während auf Strafe und Straf-Androhung bewusst verzichtet wird.
Skinners Pädagogik hat viel gemeinsam mit der Pädagogik von Robert Baden-Powell, dem Gründer der weltweiten Pfadfinder-Bewegung. In Skinners Roman sagt Professor Castle: »WALDEN TWO erinnert mich an ein gut organisiertes Pfadfinderlager.« Damit hat er durchaus Recht! Die Tatsache, dass in WALDEN TWO alle zusammen wohnen - zwar nicht in Zelten, sondern in Häusern, dass alle gemeinsam essen, dass die Gemeinschaft im Vordergrund steht und nicht der hemmungslose Individualismus des Einzelnen, auch die Art der Gemeinde-Leitung (Planer, Manager), die Arbeitspunkte, die Verhaltensregeln, all das erinnerte stark an die Philosophie der Pfadfinder. Wie Skinner war auch Baden-Powell stark geprägt durch das Buch WALDEN von Thoreau, was sich anhand vieler Gemeinsamkeiten der Schriften von Baden-Powell und Thoreau belegen lässt.
Etliche Gedanken aus Skinners WALDEN TWO hat Harry Theodor Master in seiner HOLYFORT-Trilogie weiterentwickelt - ebenso wie Gedanken von Platon, Gandhi, Martin Luther King, Robert Baden-Powell und aus Goethes FAUST. Der große Unterschied zwischen WALDEN TWO und HOLYFORT besteht darin, dass Skinners Roman in den USA kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs spielt, während die Gemeinde Holyfort in ferner Zukunft auf einem von Menschen besiedelten Planeten existiert. Während WALDEN TWO fast ganz auf „Action“ verzichtet, gibt es in Holyfort jede Menge „Action“: Es geht um Liebe und Eifersucht, um Intrigen und Verleumdung, um einen aufsässigen Schüler, der die „Heile Welt“ der Gemeinde durcheinanderbringt, um einen Revolutionär, der mit seiner Terrorbande die Staatsregierung stürzen will, und um eine „faustische Wette“ zwischen Licht und Finsternis, ob es gelingt, Haro-wan (den Obersten Hüter von Holyfort) zum Bösen zu verführen. Jeder mag selbst entscheiden, ob er Skinners Anregungen zur Verbesserung unserer Gesellschaft in der deutschen Übersetzung von WALDEN TWO oder ergänzt durch Gedanken von Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Robert Baden-Powell und aus Goethes FAUST in der HOLYFORT-Trilogie lesen möchte.
Harry Theodor Master bei einer Lesung aus WALDEN TWO